Das Stressmonster


Kategorie Alltag

Welpen 2015, 02.11.2015 411

Es kommt immer anders…

Part I

– Baby Mika –

Dass ein Hund einziehen sollte, stand schon seit Monaten fest. Damals hatten mein Partner und ich ganze Nächte damit zugebracht, lustige kleine Hundevideos anzuschauen, uns über Rassen zu unterhalten & tagträumerisch das Leben mit Hund auszumalen. Besagte lustige Videos finde ich heute übrigens gar nicht mehr so lustig. 

Nachdem wir uns dann mehrfach für und gegen eine Rasse entschieden hatten, suchte ich eines Sonntags dann auf Ebay Kleinanzeigen nach Welpen. Auch das ist etwas, das ich heute nie wieder so machen würde. Ich warne auch ganz klar davor und sage euch: “Lernt aus meinen Fehlern!”. Man findet auf Ebay Kleinanzeigen keine seriösen Züchter. Im schlimmsten Fall unterstützt man dadurch sogar Menschen, die zum Tierleid beitragen und keinesfalls Gutes tun. So viel dazu! Macht es also bitte bitte besser als ich damals. 

Auf Ebay stolperten wir damals dann also über Mika. Ein Australian Shepherd, wie wir ihn wollten. Die Freundin meines Bruders hatte einen Aussie. Fynn war damals zwei oder drei Jahre alt und der tollste Hund, den ich kannte – gut erzogen, problemlos zu führen, ruhig, überall hin mitnehmbar. Sowas wollte ich auch. Ich wollte einen Hund, den ich in mein Leben integrieren konnte. Mein Leben war aktiv, erfüllt und chaotisch. Und es sollte so bleiben – so viel stand fest. Ich wollte einen Hund, den ich auf meine 10-15 Kilometer Laufrunden mitnehmen konnte, der auch in der 12. Stunde Spaß und Action nicht genug bekam und den ich An- und Ausschalten konnte, wie ich es wollte.

Oh, wie wenig Ahnung hatte ich doch damals von Hunden!

Auch heute noch begegnen mir immer wieder zukünftige Hundehalter, die mit ähnlich überzogenen Wünschen und Ansprüchen nach der für sie perfekten Rasse suchen. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr da bei mir die Alarmglocken schrillen… Ähnlich wie ich damals vergessen leider viele Menschen, dass es sich bei einem Hund immer noch um ein Lebewesen handelt, das sich nicht programmieren lässt. Wir haben es mit Individuen zu tun, die zwar gemäß einiger Eigenschaften der Rasse eher diese oder jene Tendenz aufweisen, aber eben nicht über einen Kamm geschert werden können. Nur weil der Aussie meines Bruders ein absolut gechillter, toller Hund war, hieß das leider noch lange nicht, dass auch mein Aussie so werden würde. Aber das konnte ich mir damals nicht eingestehen. 

Mittlerweile weiß ich es aber besser. Dank Mika. 

Mika kam mit 8 Wochen zu uns. Wir lebten zwar nicht mitten in der Stadt, aber dennoch stadtnah genug, dass der Hund bei Ankunft keinen Meter gehen wollte. Panisch vor Angst aufgrund der vorbeifahrenden Autos an der Allee, auf der wir geparkt hatten, war er quasi eingefroren. Ich hatte in all den tollen Hunderatgebern, die ich verschlungen hatte, immer wieder gelesen, dass man den Hund gerade zu Anfang bloß nicht verwöhnen sollte. Der muss alleine laufen, sonst lernt er das ja nicht! 

Oh, wie viel ich doch noch über Hunde lernen musste!

Ich bin unendlich dankbar dafür, dass mein Partner damals direkt sagte: “Jetzt nimm ihn hoch!” Sein Motiv war vermutlich eher Ungeduld – er ist einer der ungeduldigsten Menschen, die ich kenne – aber am Ende war es das Richtige, das arme kleine Bündel aus seiner Misere zu befreien und auf dem Arm in die Wohnung zu tragen. 

Alles in mir schrie in dieser Situation “Versagerin!” Du knickst jetzt schon ein. Und ich kann euch eins sagen: Wenn es danach geht, habe ich seit Mikas Einzug schon oft “versagt”. Ich bin immer wieder eingeknickt. Und meistens war das genau richtig. Nur wusste ich das damals noch nicht. 

Ich musste nämlich noch so so viel lernen…

Regarde ton chien dans les yeux et tu ne pourras pas affirmer qu’il n’a pas d’âme.

Victor Hugo

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